Wildtiere im Zoo fotografieren - Das musst du beachten

3 Tipps für bessere Fotos

Fotografieren lernen | 22. Mai 2022

Dichte Zivilisation bedeutet Abgeschiedenheit von der Natur. Eine gute Wirtschafts- und Infrastruktur ist toll, um ein soziales Umfeld aus verschiedenen Kulturen zu schaffen. Wer aber die Nähe zur Natur sucht, wird in Ballungsräumen wahrscheinlich nicht ganz glücklich - erst recht nicht in NRW.

Baartaffe im Zoo
Affe im Fokus - Zaun nicht erkennbar

Tiere fotografieren kann da schonmal eine Herausforderung werden. Man kann ja nicht täglich den Flieger nach Botswana nehmen. Wer also nicht gerade in Afrika durch die Savanne wandert, bekommt den Löwen oder ähnliche Wildtiere in Deutschland mit Sicherheit nur im Zoo zu Gesicht. Um auch im Wildpark oder Zoo tolle Tierfotos zu schießen, gibt es also einiges zu beachten.

1. Nutze eine lange Brennweite & stelle das Tier frei

Das mit Abstand größte Problem beim Tiere fotografieren im Zoo: der Zaun. Ein Zaun suggeriert dem Betrachter sofort, dass das Foto im Zoo entstanden ist, und genau das wollen wir ja vermeiden. Wir möchten das Tier in seinem natürlichen Lebensraum darstellen (was echt schwierig ist, wenn man sich im Zoo befindet) und dazu müssen wir alles vom Foto ausschließen, was da nicht auch hundertprozentig hingehört. Zäune, Gebäude, Menschen, Futterstationen
Mit einem Teleobjektiv kannst du den Zaun auf deinem Foto ganz einfach unsichtbar machen. Gehe dazu so nah wie möglich an den Zaun heran und fokussiere dann dein Motiv.

blauer Papagei blauer Papagei Kopf
Hier habe ich durch den Zaun fotografiert. Er ist noch leicht erkennbar, stört aber nicht und verleiht dem Foto etwas Interessantes.

Um den Hintergrund noch unschärfer darzustellen und das Tier optimal freizustellen, verwende die größtmögliche Offenblende, die deine Kamera dir bietet. Falls dein Objektiv nicht mit einer großen Offenblende glänzen kann, wechsele die Perspektive, um das Hauptmotiv weiter vom Hintergrund zu entfernen - auch so erreichst du ein weicheres Bokeh. (Übrigens: hier geht’s zur Schritt-für-Schritt-Anleitung zum sahnigen Bokeh)

Um wirklich tolle Tierfotos zu schießen kann es im Prinzip gar nicht genügend Brennweite sein - die Tiere sind oft weit entfernt. Selbst wenn das Gehege mal etwas kleiner ausfällt, kommt der Löwe / der Jaguar / der Schneeleopard wohl kaum zum Zaun / zur Glasscheibe gelaufen, um sich von dir fotografieren zu lassen, und im Wildpark, wo die Gehege oft riesengroß sind macht sich ein Teleobjektiv ebenfalls bezahlt. Brennweiten ab 200mm sind hier also absolut sinnvoll.

Wenn du mit Sony APSC fotografierst, kann ich guten Gewissens das Sony 70-350 f4.5-6.3* weiter empfehlen - ich habe es seit mittlerweile zwei Jahren in Gebrauch und bin relativ zufrieden (zum Testbericht).

Kamera fotografiert Kaktus
Testbericht
Sony 70-350mm
Dammwild Nahaufnahme Kopf
Portrait eines Damhirsch. 350 mm auf APSC entsprechen ungefähr 550mm auf Vollformat

2. Geduld & Geschwindigkeit

Wenn ich eins gar nicht kann, dann ist es geduldig sein. Bei der Tierfotografie ist das allerdings unabdingbar. Neulich erst habe ich eine Reportage von Fotografen gesehen, die sich 6 Monate in einer Holzhütte in Russland einsperrten, um den sibirischen Tiger zu fotografieren. Unglaublich!

Im Zoo oder Wildpark dauert es zwar keine 6 Monate bis du dein Zielfoto im Kasten hast, ein wenig Geduld brauchst aber dennoch. Häufig verstecken sich die Tiere im Gehege, sobald sie Menschen sehen. Das ist besonders oft bei Raubkatzen zu beobachten. Hier solltest du dich mit deiner Kamera an einem ruhigen Ort positionieren und den richtigen Moment abwarten. Stelle in der Wartezeit deine Kamera korrekt ein, damit du auch sicher bist, dass beim Foto nichts schief geht.

Wenn dann der Moment gekommen ist, schieße dein(e) Foto(s)! Aktiviere dazu vorher unbedingt die Serienaufnahme. Eine hochwertige Kamera zahlt sich hierbei aus, da sie mehr Bilder pro Sekunde schafft und somit die Wahrscheinlichkeit auf einen Treffer deutlich höher ausfällt. Achte auch darauf, eine möglichst schnelle Verschlusszeit zu wählen (mindestens 1/1000, besser noch 1/2000), um auch schnelle Bewegungen einzufrieren und ein scharfes Bild zu erhalten. Nichts ist ärgerlicher als Zuhause am Computer festzustellen, dass die 1453 Fotos aus dem Zoo unscharf sind ... ;-)

Gorilla
Dank der Serienaufnahme und einer schnellen Verschlusszeit konnte ich diesen genialen Gesichtsausdruck einfangen.

Tierfotos sehen besonders stark aus, wenn das Tier direkt zur Kamera schaut. Achte also unbedingt darauf, dass die Augen scharf sind. Richtig toll sieht das Tierfoto aus, wenn eine Lichtreflexion im Auge erkennbar ist. Mit der Funktion Serienbild stehen die Chancen gut, diesen Moment zu erwischen.

Bartaffe
Lichtreflexion in den Augen und ein starker Blick in die Ferne - tolles Foto
Ozelot
Leider sind die Augen etwas dunkel, aber der Blick direkt in die Kamera macht das wieder gut.

3. Der richtige Zeitpunkt

Wenn du ähnliche Probleme mit dem geduldig sein hast wie ich, dann ist der richtige Zeitpunkt so unglaublich wichtig, um nicht schon nach 10 Minuten die Lust zu verlieren. Ein falsch gewählter Zeitpunkt für deinen Besuch im Zoo oder Tierpark ist nämlich ein echter Motivationskiller. Sonntag, 12 Uhr bei Sonnenschein? Besser bleibst du da Zuhause … oder machst halt irgendwas anderes als in den Zoo zu fahren.

Mufflon Junges
Das Mufflon habe ich eigentlich super erwischt, aber durch das harte Licht wirkt es einfach nicht. Das selbe Foto an einem bewölkten Tag oder in der Dämmerung wäre viel schöner.
Fischreiher
Durch das Gegenlicht entsteht ein tolles Rimlight (Kantenlicht)

Die meisten Tiere sind in den frühen Morgen- und den frühen Abendstunden am aktivsten. Die Chance, dass der Löwe also nicht faul in der Sonne liegt, steht morgens am besten. Erfahrungsgemäß sind die meisten Menschen auch ziemlich faul und stehen nicht gleich zu Tagesbeginn am Kassenautomat.

Ein weiteres Argument gegen die Mittagszeit ist das Licht. Mittags steht die Sonne am höchsten und erzeugt harte Schatten. Das sieht bei der Tierfotografie genauso bescheiden aus wie bei der Menschen- oder Landschaftsfotografie. Weiches Licht (an einem bewölkten Tag) oder eine tiefstehende Sonne, die lange Schatten wirft beziehungsweise das Tier von hinten anstrahlt, wirken hier deutlich spannender.

Einen Grund mittags zu fotografieren gibt es dennoch: die Fütterung. Wahrscheinlich ist das das actiongeladenste Foto, dass du im Zoo bekommen wirst. Besonders die Erdmännchen rasen dann zahlreich durchs Gehege. Ein lustiger Anblick.

Fazit

Also, auch im Zoo sind tolle Tierfotos möglich. Im Fokus stehen hier allerdings hauptsächlich Portraits und Nahaufnahmen. Actionshots und Tierfotos im natürlichen Lebensraum sind nur schwer möglich. Wie gesagt, dafür fliegst du dann am besten nach Botswana ... .

Luchs
Pampashase
Haubenkapuzineraffe
Humboldtpinguin



Ähnliche Artikel

Rose
10 Schritte - So gelingt dir garantiert ein sahniges Bokeh
3 Charakterportraits Schwarz-Weiß
3 einfache
Charakterportraits
Kamera unter Wasserhahn
Sensor reinigen - so geht's richtig